Welche Bewerber haben die größeren Chancen?

Sie sind Muslim und haben einen albanischen Namen? Dann werden Sie von Personalchefs nur selten zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Kandidaten aus vier Ländern haben die besten Chancen. aus Spiegel Online

Deutscher Staatsbürger, 1992 geboren und im deutschen Bildungssystem großgeworden – das waren die Gemeinsamkeiten aller Bewerber. Die Unterschiede lagen im Namen und im Herkunftsland der Eltern. Und diese Unterschiede wirkten sich massiv auf die Jobchancen aus. Das zeigt eine neue Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Die Forscher haben darin die Rückmeldungen auf fiktive Bewerbungen von Menschen mit verschiedenen Migrationshintergründen untersucht.

Bewerber mit albanischen Wurzeln werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt demnach am stärksten diskriminiert – wer einen spanischen Namen hat, wird dagegen sogar deutlich bevorzugt. Für den Feldversuch hatte das Forscherteam rund 6000 Bewerbungen für acht Ausbildungsberufe wie Koch, Mechaniker oder Industriekaufmann verschickt und die Antworten – oder das Schweigen – der Personalabteilungen ausgewertet.

Dabei wechselten die Forscher Merkmale wie das Herkunftsland der Eltern, das Aussehen und die Religionszugehörigkeit. Während von den Bewerbern ohne Migrationshintergrund 60 Prozent positive Rückmeldungen erhielten, waren es bei Bewerbern mit Migrationshintergrund nur 51 Prozent – bei gleicher Qualifikation.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Bewerber aus Europa oder Ostasien erhielten im Vergleich zu Jobsuchenden mit deutschen Namen kaum weniger Rückmeldungen.

  • Menschen mit Wurzeln in Afrika oder muslimischen Ländern wurden dagegen deutlich stärker diskriminiert. So erhielten von den Bewerbern mit albanischen Wurzeln nur 41 Prozent eine Einladung zum Bewerbungsgespräch, eine Bitte um Rückmeldung oder eine Nachfrage zur Bewerbung. Ähnlich schlecht schnitten auch Bewerber mit pakistanischen, dominikanischen, äthiopischen und marokkanischen Wurzeln ab.

  • Frauen schnitten in der Studie mit ihren Bewerbungen deutlich besser ab als Männer.

  • Keine entscheidenden Unterschiede gab es zwischen Bewerbungen, die mit und ohne Referenzschreiben von früheren Arbeitgebern verschickt wurden.

Mit einem Ergebnis hatten die Forscher jedoch nicht gerechnet: Die spanischstämmigen Bewerber, die sie Alvaro oder Alma Martínez getauft hatten, erhielten mit 73 Prozent positiven Rückmeldungen deutlich mehr als die deutschstämmigen. Sie waren damit Spitzenreiter vor Bewerbern mit Wurzeln in Japan, Polen und der Schweiz, die ebenfalls alle positiv diskriminiert wurden. Deutschland kam auf Platz fünf.

Details zur Studie findest Du hier:

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Ihre Ergebnisse erklären die Forscher damit, dass Personalchefs ihre Bewerberauswahl weniger auf Leistungsunterschiede stützen, sondern eher auf Kultur und Werte, die sie mit bestimmten Ländern verbinden. „Bewerber mit Migrationshintergrund werden nur dann benachteiligt, wenn die Werte der Menschen im Herkunftsland stark von denen der Deutschen abweichen.“ Bewerber, die aus Ländern mit Werten stammen, die den deutschen Durchschnittswerten ähnlich sind, würden dagegen kaum diskriminiert.

„Unsere Befunde zeigen, dass es vor allem die kulturelle Dimension der Einwanderung ist, die Ungleichheiten erzeugt“, erklärten die Autoren Ruud Koopmans, Susanne Veit und Ruta Yemane. „Insbesondere in Zeiten des demografischen Wandels, in denen Unternehmen händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden suchen, sollte es aber im Interesse aller sein, das Potenzial an qualifizierten Bewerbern in Deutschland voll auszuschöpfen und allen Menschen eine faire Chance auf einen Arbeitsplatz zu geben – unabhängig davon, welchen Namen sie tragen und ob ihre Eltern einst aus einem anderen Land zugewandert sind.“ Quelle:

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