Wann erwähne ich berufliche Einschränkungen?

Um es vorweg zu sagen: "So spät wie möglich".

Zum Beispiel: Du suchst einen TeilZeitJob

Das Unternehmen entspricht Deinen Vorstellungen, das Jobangebot ist wie für Dich gemacht. Du könntest vor Freude explodieren, wäre da nicht ein kleiner Zusatz:

< Gesucht wird eine Vollzeitkraft >

Du kannst aber zurzeit, aus welchen Gründen auch immer, nur eine Teilzeitstelle annehmen.

Was ist zu tun?

  • Die Einschränkung gar nicht erwähnen?
  • Sofort im Anschreiben darauf hinweisen?
  • Gar nicht erst bewerben?

Das rät ein Personalentscheider oder HR Manager:
Erst im Bewerbungsgespräch – vielleicht sogar ganz am Schluss – damit rauszurücken, dass Sie statt Vollzeit nur 30 Stunden arbeiten können, ist natürlich der denkbar schlechteste Weg. Wenn eine Vollzeitstelle ausgeschrieben wurde, und Sie bewerben sich und sagen erst im Bewerbungsgespräch, dass Sie nur Teilzeit können, werden sich die allermeisten Arbeitgeber doch ein wenig verschaukelt fühlen, ganz nach dem Motto: „Das hätte sie nun auch wirklich mal gleich sagen können, bevor wir uns die Mühe machen und sie einladen.“ So hat Personalchef Adrian Schimpf im Spiegel-Artikel Bewerbung als Teilzeitkraft geantwortet.

Das rät der KarriereMarshal:
Achtung – lass Dir von Personalentscheidern nicht vorschreiben, was Du zu tun hast.

  • PersonalentscheiderInnen richten sich in der Regel nach den Vorgaben des Unternehmens. Progressive Ansätze kannst Du deshalb in den seltensten Fällen erwarten.
  • Die PersonalentscheiderInnen vertreten nicht Deine Interessen, sondern die Interessen des Unternehmens.
  • Du aber bist der Schmied Deiner Karriere.

Das wichtigste Ziel der schriftlichen Bewerbung ist die Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Warum?
Im Vorstellungs- bzw. Fachgespräch hast Du die Möglichkeit, mit Deiner kompletten Persönlichkeit zu überzeugen. Du kannst durch Deine Mimik, Gestik und Motorik, durch Deinen Sprachduktus und Deine nutzenbringende Argumentation die Personalabteilung ganz anders überzeugen, als durch die bloße Schriftform.

Im Fachgespräch (Vorstellungsgespräch auf Augenhöhe) wirst DU herausfinden, ob das Unternehmen zu Deiner Lebensphilosophie passt und ob Du Deine Skills sinnvoll einsetzen kannst.

Triff keine voreiligen Entscheidungen. Bring Deine Fakten auf den Tisch, überprüfe und wäge ab.

Du bittest nicht um einen Job – Du bietest dem Unternehmen Deine qualitativ hochwertigen Fähigkeiten an.

Nicht Du bist vom Unternehmen abhängig, sondern das Unternehmen ist von Dir abhängig.

Wenn Dir während des Fachgesürächs die Personen, die Atmosphäre, das Gespräch, die Inhalte, das Gehalt etc. gefallen, dann bitte Dir 12 Stunden Bedenkzeit aus.

Erst wenn alle davon überzeugt sind, dass Deine Qualifikationen dem Unternehmen oder der Abteilung einen Nutzen bringen, kannst Du im zweiten Anlauf mit einem Vorschlag der Teilzeitarbeit aufwarten.

Bedenke,
das Unternehmen stellt sich auch im besten Lichte dar und hält es mit der Wahrheit in der Regel auch nicht so genau.

Hör auf nach den Regeln der Personalabteilung zu tanzen. DU bist der Schmied Deiner Karriere.


Zum Beispiel: Dein Alter

Das Unternehmen entspricht Deinen Vorstellungen, das Jobangebot ist wie für Dich gemacht. Du könntest vor Freude explodieren, wäre da nicht ein kleiner Zusatz:

<Gesucht wird Mitarbeiter m/w bis 45 Jahre >

Du bist aber 48 Jahre alt oder 52 Jahre alt.

Achtung AGG (Allgemeines Gleichgstellungs Gesetz):
BewerberInnen dürfen in Stellenanzeigen nicht wegen eines in § 1 AGG genannten Grundes benachteiligt werden, also aufgrund
— der ethnischen Herkunft bzw. aus rassistischen Gründen,
— des Geschlechts,
— der Religion oder Weltanschauung,
— einer Behinderung,
— des Alters oder
— der sexuellen Identität

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Lass Dich nicht von Werten beeindrucken.

  • Konter mit Deinem Prinzip und Deinen Qualifikationen, Fähigkeiten und Talenten.
  • Gehe in keinem Satz Deiner Bewerbung auf das Alter ein.
  • Wenn irgend möglich, suche das Unternehmen persönlich auf und versuche einen Gesprächstermin mit einem Fachvorgesetzten zu bekommen.

Warum?
Im persönlichen Gespräch hast Du die Möglichkeit, mit Deiner kompletten Persönlichkeit zu überzeugen. Du kannst durch Deine Mimik, Gestik und Motorik, durch Deinen Sprachduktus und Deine nutzenbringende Argumentation die Fachabteilung ganz anders überzeugen, als durch die bloße Schriftform.

Im JobDialog (Vorstellungsgespräch auf Augenhöhe) wirst DU herausfinden, ob das Unternehmen zu Deiner Lebensphilosophie passt und ob Du Deine Skills sinnvoll einsetzen kannst.

In meiner Praxis habe ich es sehr oft erlebt, das durch diese Vorgehensweise der Wert Deines Lebens (52 Jahre) in den Hintergrund tritt und das Prinzip Deines Arbeitslebens (nutzenbringende Qualifikationen) der entscheidende Faktor zur Einstellung ist.

Fazit:

Du bist der Schmied Deiner Karriere.
Wenn Dich ein Unternehmen einstellt, dann tut sie das nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern um mit Deinen Fähigkeiten Geld zu verdienen.

Das ist nichts ehrenrühriges, heißt aber auch, wenn Deine Fähigkeiten nicht mehr gebraucht werden, oder der Shareholder Value in Schieflage gerät, dann sind Entlassungen sehr oft ein probates Mittel, um wieder Balance in das betriebswirtschaftliche Konzept zu bringen.

  • Du bist der Schmied Deiner Karriere.
  • Du bestimmst die Regeln
  • Du holst Dir Anregungen, entscheidest aber aufgrund Deiner Einschätzungen.

Wenn Du es für sinnvoll und zielführend hältst, Deine Einschränkungen zu erwähnen, dann ist die Zeit gekommen, diese auch anzusprechen.
Du hast Dir aber im Vorfeld schon ein Bild geschafft von den Möglichkeiten, die Dir dieses Unternehmen bieten kann und wie Du Deine beruflichen Fähigkeiten einsetzen kannst – auch und gerade wegen Deiner persönlichen „Vorlieben“

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