Werden meine Schwächen für die Tätigkeit gebraucht?
Noch immer wird oft die Frage an mich gestellt: „ EW, was antworte ich auf die Frage; „Welche Stärken, welche Schwächen haben Sie?“
Nennen Sie Ihre Schwächen.
Zählen Sie einmal drei Schwächen von Ihnen auf.
Sehr geehrter Herr Schmidt,
ich fand Ihre Mitteilung bei Xing und finde den Aspekt durchaus interessant.
Aber muss jede Schwäche gleich etwas Negatives sein? Muss an jeder Schwäche gearbeitet werden?
Ihr Beispiele mit dem Musikstudium oder Post entzieht sich meiner Vorstellung. Zumindest wäre ich nie auf die Idee gekommen, etwas zu studieren, was zu meinen Schwächen zählt oder nicht interessiert.
Für mich gilt es bei den Schwächen auch zu unterscheiden, denn ich „arbeite ich nicht an Schwächen, sondern lasse sie zu“. Dort, wo ich diese nicht zulassen kann, muss ich natürlich etwas tun, mal mehr, mal weniger. Allgenmein wäre ich doch verrückt, mich durch Schwächen schwächen zu lassen. Muss ich an der Schwäche gerne „genussvoll als Gourmet zu essen“ arbeiten? Sofern es denn eine Schwäche ist. Und wenn, dann gibt es genügend Freizeitaktivitäten, um diese Schwäche auszugleichen.
Als man mich bei einem Bewerbungstraining nach meinen Schwächen fragte, antwortete ich damals „Pizza“ – und das fand man damals durchaus originell, heiterte die Situation auf und man ging zum nächsten Thema über. Das mag heute durchaus nicht mehr so sein. Allerdings habe ich diese Frage auch lange nicht mehr gehört.
Ihre Antwort, die eine Gegenfrage darstellt, ob denn Schwächen für die angebotene Stelle von Nutzen sei, finde ich zwar gut, aber nicht unbedingt zufriedenstellend. Dabei denke ich dann z.B. auch an den Umgang mit Menschen. Eine „soziale Schwäche“, also eine Scheu vor anderen, Teamarbeit, keinen Publikumsverkehr zu
mögen, etc. kann der ausgeschriebenen Stelle durchaus im Kontrast stehen und nicht unwichtig erscheinen. Dennoch denke ich ebenfalls, dass dies Frage schon recht alt ist und wie ich oben bereits geschrieben habe, ich diese lange nicht gehört habe, auch nicht von anderen.
Der Interviewer/Personalentscheider schildert heute eher verschiedene Situationen, auf die der Bewerber reagieren muss – oft genug auch in Rollenspielen durchgeführt. – Rollenspiele wären meine Schwäche.
Gruß aus Berlins Mitte
Oliver Glück
Lieber Oliver Glück,
besten Dank für Ihren Kommentar.
Sie sprechen ein Phänomen an, was nach meiner Erfahrung auf die sehr mangelhafte Einstellungsmethodik der Unternehmen zurückzuführen ist.
In der Regel fragt man sehr, sehr selten nach dem persönlichen Verhalten eines Bewerbers.
Die fachliche Qualifikation scheint mit Zeugnissen etc. ausreichend dokumentiert zu sein.
Das persönliche Verhalten des Bewerbers wird selten hinterfragt.
Hierdurch entstehen Einstellungsfehler, die vor allen Dingen zu Lasten des MA gehen.
Beispiel. Ein Mensch soll eine Führungsposition mit Personalverantwortung übernehmen. Dazu gehört, betriebsintern, eine wöchentliche Motivationsansprache an alle MA, zur Erreichung der U`ziele.
Sie kennen das Peter Prinzip ? Gut!
Dieser besagte Mensch bekommt schon am Freitagnachmittag Magenschmerzen, weil er am Montag eine Motivationsrede an seine MA halten soll.
Aufgrund der fehlenden Erfolge (trotz der Motivationsschübe) wird dem Mensch unterstellt, dass er eine Schwäche hat, nämlich: Du kannst nicht motivieren.
Sein Vorgesetzter fordert also: Lieber Mensch, bügel mal Deine Schwäche aus.
Das wird nicht funktionieren. Warum?
Der Mensch ist von seinem persönlichen Verhalten introvertiert veranlagt. Das ist weder gut noch schlecht.
Es wird erst dann schlecht, wenn eine entsprechende Erwartung an den Mensch gestellt wird.
Im Falle der Mitarbeitermotivation wird der Mensch nie zu Höchstleistungen fähig sein, obwohl diese Erwartung an ihn gestellt wurde, ohne – im Vorfeld sein persönliches Verhalten zu hinterfragen bzw. zu untersuchen.
Jetzt ist der Vorgesetzte beim nächsten Vorstellungsgespräch vorsichtiger und fragt nach entsprechenden „Schwächen“ des Bewerbers.
In den meisten Fällen ist die „Abteilung, die Menschen einstellt“ unfähig, inkompetent und nachlässig. Hier wird eine der wertvollsten Ressourcen, nämlich die Arbeitskraft eines MA, ignoriert und falsch bewertet..
Die Abteilung sollte nicht nur ein Stellenangebot aufgeben, sondern vor allen Dingen wissen, mit welchen persönlichen Eigenschaften so ein Stellenangebot zu Höchstleistungen auffordert.
Und die lapidaren Voraussetzungen wie Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit etc. reichen da nicht aus.
Auch der Mensch sollte sich über seine Stärken, nämlich das introvertierte Verhalten, bewusst sein. So kann er sich einen Job aussuchen, der seinem persönlichen Verhalten entspricht und er damit zu Höchstleistungen fähig ist.
Die grundsätzliche Feststellung das es keine Stärken und Schwächen gibt ( außer meiner einzigen Schwäche und zwar einer Sehschwäche) zeigt, dass Personalverantwortliche die eigentliche Schwäche im Kompetenzentwicklungsprozess eines Unternehmen repräsentieren.
Ein kreativer Buchhalter ist genauso ein Problem für ein Unternehmen wie ein introvertierter Designer. Wie toll dagegen ist ein kreativer Designer und ein introvertierter Buchhalter. Also der Wert eines Persönlichkeitsmerkmales stellt sich erst mit der Verknüpfung einer Aufgabe heraus.
Die Herausforderung steckt in der Analyse der Aufgabe und der Perönlichkeit und in der Zusammenführung der besten Kombination.
Sehe ich genauso Herbert Kremslehner.
Welchen Nutzen hat die Frage nach meinen Schwächen für den beruflichen Alltag.
Die Frage nach den Schwächen eines Bewerbers ist ein Armutszeugnis der Personen, die Menschen einstellen.
PersonalerInnen bewerten in der Regel anhand der Zeugnisse die Kompetenzen, also: organisieren, delegieren, und motivieren oder sägen, bohren und schleifen kann er.
Es wird sehr, sehr selten nach dem Verhaltensprofil eines Bewerbers gefragt oder „wie tickt der Bewerber“.
Hierdurch entstehen Einstellungsfehler, die vor allen Dingen zu Lasten der MA gehen.
Beispiel. Ein Mensch soll eine Führungsposition mit Personalverantwortung übernehmen. Dazu gehört, betriebsintern, eine wöchentliche Motivationsansprache an alle MA, zur Erreichung der U`ziele.
Dieser besagte Mensch bekommt regelmäßig schon am Freitagnachmittag Magenschmerzen, weil er am Montag eine Motivationsrede an seine MA halten soll.
Aufgrund der fehlenden Erfolge in seiner Abteilung (trotz der Motivationsschübe) wird dem Mensch unterstellt, dass er eine Schwäche hat, nämlich: Du kannst nicht motivieren.
Sein Vorgesetzter fordert also: Lieber Mensch, beseitige Deine Schwäche.
Das wird nicht funktionieren. Warum?
Dieser Mensch ist von seinem persönlichen Verhalten introvertiert veranlagt. Das ist weder gut noch schlecht.
Es wird erst dann schlecht, wenn eine entsprechende Erwartung an den Mensch gestellt wird.
Im Falle der Mitarbeitermotivation wird der Mensch nie zu Höchstleistungen fähig sein, obwohl diese Erwartung an ihn gestellt wurde, ohne – im Vorfeld sein Verhaltensprofil zu hinterfragen bzw. zu untersuchen, ob er dazu eigentlich in der Lage ist.
Jetzt ist der Vorgesetzte beim nächsten Vorstellungsgespräch vorsichtiger und fragt nach entsprechenden „Schwächen“ des Bewerbers.
Die Antwort bzw. der Nutzen bewegt sich Richtung NULL.
Hier gehts zum Thema auf der Blogseite: https://karrieremarshal.de/wie-bitte-es-gibt-keine-schwaechen