Sind meine Schwächen relevant?

Werden meine Schwächen für die Tätigkeit gebraucht?

Noch immer wird oft die Frage an mich gestellt: „ EW, was antworte ich auf die Frage; „Welche Stärken, welche Schwächen haben Sie?“

  • Nennen Sie Ihre Schwächen.

  • Zählen Sie einmal drei Schwächen von Ihnen auf.

Antwort: „Sind meine Schwächen für die angebotenen Stelle von Nutzen?“

Spaß bei Seite.
Wer mit solchen Fragen konfrontiert wird (unter anderem auch mit der Frage: Wo sehen Sie sich in 5 Jahren), kann getrost davon ausgehen, dass er einer Personalabteilung gegenüber sitzt, die methodisch noch den Fragenkatalog aus dem „Handbuch für Bewerbungsgespräche“ von 1986 abarbeiten.

Wir schreiben das Jahr 2022.

Vergiss Deine Schwächen.

„Es gibt keine Schwächen,
es gibt nur Erwartungen, die nicht erfüllt werden.“

Du solltest Dir also über Deine persönlichen Kompetenzen bzw. über Dein persönliches Verhaltensprofil, absolute Klarheit verschaffen.

Der Ansatz, denke über Deine Schwächen nach, führt zu einer Verharmlosung Deiner Fähigkeiten, Talente und Qualifikationen.
Solange Du an Deinen Schwächen arbeitest bleibst Du uninteressantes Mittelmaß. Fang an, Deine Stärken zu erkennen und Du wirst zu Höchstleistungen fähig sein.

Die Aufforderung, an Deinen Schwächen zu arbeiten, ist so sinnleer wie sinnlos. Beispiel?

Du willst studieren. Da Du nicht genau weißt, was Deine Stärken sind, beginnst du mit einem Studium einer Dir bekannten Schwäche – Musik. Du studierst also erstmal Musik. Warum?

Zu Hause hat Vater, der ein ausgezeichneter Hobbymusiker ist, Dir immer wieder vermittelt, Du seiest zu untalentiert, an dieser Schwäche solltest Du mal arbeiten.

Fakt ist. Musik ist nicht Deine Lieblingsbeschäftigung oder auf den Punkt: Musik interessiert Dich nur konsumtiv, also per Radio oder in der Disco.

Diese Schwäche willst Du jetzt beseitigen und beginnst das Studium.
Meinst Du, dass Du in diesem Musikstudium Höchstleistungen bringen wirst? Nein!
Trotz größter Anstrengung wirst Du nie das erreichen, was ein talentierter Musiker mit dem gleichen persönlichen Einsatz erreicht.

Warum auch. Es fixt Dich nicht an und nur weil Vater das gesagt hat, kommt bei Dir keine Begeisterung auf.

Das gleiche Beispiel kann man auch auf den Beruf übertragen.
Opa war „beide“ Post, Vater war „beide“ Post und der Sohn muss auch „beide“ Post bei.
So war das früher und leider ist das sehr oft auch heute noch so.

Also, mach das, was Dir Spaß macht, wofür Du brennst, was das Feuer in Dir entfacht und wobei Du Höchstleistungen abrufen kannst.

Bitte überlege Dir, was Dich in Deinen Lebensabschnitten(Kindergarten – Schule – Bundeswehr – Lehre – Studium – Beziehung) fasziniert hat und wie Du mit dieser Faszination umgegangen bist.
Gehe einmal zu den wichtigsten Stationen Deines Lebens zurück.
Überlege, warum Du welche Entscheidungen getroffen hast, wie Du mit Problemen und Mitmenschen umgegangen bist, wo Du Erfolge hattest bzw. Erfolgserlebnisse.

Entdecke Deinen “roten Faden!”

Überprüfe anhand Deiner Problemlösungen in einzelnen Lebensabschnitten, ob die heutigen Eigenschaften bestimmend für Deinen damaligen sowie jetzigen Erfolg sind und waren.
Mach Dir deutlich, was Deine Energiequellen waren, die Dich zum Beseitigen von Hindernissen befähigt haben.
Erkennen Deine Stärken aus Deiner bisherigen Vita und fördere diese Stärken. Das ist lohnender als an den Schwächen zu arbeiten.

Der Ausbau der persönlichen Stärken macht Spaß.
Hier sind auch die Quellen für Spitzenleistungen verborgen!


Lies hier den zweiten Teil
Es gibt keine Schwächen, nur falsche Erwartungen


4 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Schmidt,

    ich fand Ihre Mitteilung bei Xing und finde den Aspekt durchaus interessant.
    Aber muss jede Schwäche gleich etwas Negatives sein? Muss an jeder Schwäche gearbeitet werden?
    Ihr Beispiele mit dem Musikstudium oder Post entzieht sich meiner Vorstellung. Zumindest wäre ich nie auf die Idee gekommen, etwas zu studieren, was zu meinen Schwächen zählt oder nicht interessiert.
    Für mich gilt es bei den Schwächen auch zu unterscheiden, denn ich „arbeite ich nicht an Schwächen, sondern lasse sie zu“. Dort, wo ich diese nicht zulassen kann, muss ich natürlich etwas tun, mal mehr, mal weniger. Allgenmein wäre ich doch verrückt, mich durch Schwächen schwächen zu lassen. Muss ich an der Schwäche gerne „genussvoll als Gourmet zu essen“ arbeiten? Sofern es denn eine Schwäche ist. Und wenn, dann gibt es genügend Freizeitaktivitäten, um diese Schwäche auszugleichen.
    Als man mich bei einem Bewerbungstraining nach meinen Schwächen fragte, antwortete ich damals „Pizza“ – und das fand man damals durchaus originell, heiterte die Situation auf und man ging zum nächsten Thema über. Das mag heute durchaus nicht mehr so sein. Allerdings habe ich diese Frage auch lange nicht mehr gehört.

    Ihre Antwort, die eine Gegenfrage darstellt, ob denn Schwächen für die angebotene Stelle von Nutzen sei, finde ich zwar gut, aber nicht unbedingt zufriedenstellend. Dabei denke ich dann z.B. auch an den Umgang mit Menschen. Eine „soziale Schwäche“, also eine Scheu vor anderen, Teamarbeit, keinen Publikumsverkehr zu
    mögen, etc. kann der ausgeschriebenen Stelle durchaus im Kontrast stehen und nicht unwichtig erscheinen. Dennoch denke ich ebenfalls, dass dies Frage schon recht alt ist und wie ich oben bereits geschrieben habe, ich diese lange nicht gehört habe, auch nicht von anderen.
    Der Interviewer/Personalentscheider schildert heute eher verschiedene Situationen, auf die der Bewerber reagieren muss – oft genug auch in Rollenspielen durchgeführt. – Rollenspiele wären meine Schwäche.

    Gruß aus Berlins Mitte
    Oliver Glück

    • Lieber Oliver Glück,

      besten Dank für Ihren Kommentar.

      Sie sprechen ein Phänomen an, was nach meiner Erfahrung auf die sehr mangelhafte Einstellungsmethodik der Unternehmen zurückzuführen ist.

      In der Regel fragt man sehr, sehr selten nach dem persönlichen Verhalten eines Bewerbers.
      Die fachliche Qualifikation scheint mit Zeugnissen etc. ausreichend dokumentiert zu sein.
      Das persönliche Verhalten des Bewerbers wird selten hinterfragt.
      Hierdurch entstehen Einstellungsfehler, die vor allen Dingen zu Lasten des MA gehen.

      Beispiel. Ein Mensch soll eine Führungsposition mit Personalverantwortung übernehmen. Dazu gehört, betriebsintern, eine wöchentliche Motivationsansprache an alle MA, zur Erreichung der U`ziele.
      Sie kennen das Peter Prinzip ? Gut!

      Dieser besagte Mensch bekommt schon am Freitagnachmittag Magenschmerzen, weil er am Montag eine Motivationsrede an seine MA halten soll.
      Aufgrund der fehlenden Erfolge (trotz der Motivationsschübe) wird dem Mensch unterstellt, dass er eine Schwäche hat, nämlich: Du kannst nicht motivieren.
      Sein Vorgesetzter fordert also: Lieber Mensch, bügel mal Deine Schwäche aus.

      Das wird nicht funktionieren. Warum?
      Der Mensch ist von seinem persönlichen Verhalten introvertiert veranlagt. Das ist weder gut noch schlecht.
      Es wird erst dann schlecht, wenn eine entsprechende Erwartung an den Mensch gestellt wird.
      Im Falle der Mitarbeitermotivation wird der Mensch nie zu Höchstleistungen fähig sein, obwohl diese Erwartung an ihn gestellt wurde, ohne – im Vorfeld sein persönliches Verhalten zu hinterfragen bzw. zu untersuchen.

      Jetzt ist der Vorgesetzte beim nächsten Vorstellungsgespräch vorsichtiger und fragt nach entsprechenden „Schwächen“ des Bewerbers.

      In den meisten Fällen ist die „Abteilung, die Menschen einstellt“ unfähig, inkompetent und nachlässig. Hier wird eine der wertvollsten Ressourcen, nämlich die Arbeitskraft eines MA, ignoriert und falsch bewertet..
      Die Abteilung sollte nicht nur ein Stellenangebot aufgeben, sondern vor allen Dingen wissen, mit welchen persönlichen Eigenschaften so ein Stellenangebot zu Höchstleistungen auffordert.
      Und die lapidaren Voraussetzungen wie Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit etc. reichen da nicht aus.

      Auch der Mensch sollte sich über seine Stärken, nämlich das introvertierte Verhalten, bewusst sein. So kann er sich einen Job aussuchen, der seinem persönlichen Verhalten entspricht und er damit zu Höchstleistungen fähig ist.

  2. Die grundsätzliche Feststellung das es keine Stärken und Schwächen gibt ( außer meiner einzigen Schwäche und zwar einer Sehschwäche) zeigt, dass Personalverantwortliche die eigentliche Schwäche im Kompetenzentwicklungsprozess eines Unternehmen repräsentieren.
    Ein kreativer Buchhalter ist genauso ein Problem für ein Unternehmen wie ein introvertierter Designer. Wie toll dagegen ist ein kreativer Designer und ein introvertierter Buchhalter. Also der Wert eines Persönlichkeitsmerkmales stellt sich erst mit der Verknüpfung einer Aufgabe heraus.
    Die Herausforderung steckt in der Analyse der Aufgabe und der Perönlichkeit und in der Zusammenführung der besten Kombination.

    • Sehe ich genauso Herbert Kremslehner.

      Welchen Nutzen hat die Frage nach meinen Schwächen für den beruflichen Alltag.

      Die Frage nach den Schwächen eines Bewerbers ist ein Armutszeugnis der Personen, die Menschen einstellen.
      PersonalerInnen bewerten in der Regel anhand der Zeugnisse die Kompetenzen, also: organisieren, delegieren, und motivieren oder sägen, bohren und schleifen kann er.

      Es wird sehr, sehr selten nach dem Verhaltensprofil eines Bewerbers gefragt oder „wie tickt der Bewerber“.
      Hierdurch entstehen Einstellungsfehler, die vor allen Dingen zu Lasten der MA gehen.

      Beispiel. Ein Mensch soll eine Führungsposition mit Personalverantwortung übernehmen. Dazu gehört, betriebsintern, eine wöchentliche Motivationsansprache an alle MA, zur Erreichung der U`ziele.

      Dieser besagte Mensch bekommt regelmäßig schon am Freitagnachmittag Magenschmerzen, weil er am Montag eine Motivationsrede an seine MA halten soll.
      Aufgrund der fehlenden Erfolge in seiner Abteilung (trotz der Motivationsschübe) wird dem Mensch unterstellt, dass er eine Schwäche hat, nämlich: Du kannst nicht motivieren.
      Sein Vorgesetzter fordert also: Lieber Mensch, beseitige Deine Schwäche.

      Das wird nicht funktionieren. Warum?
      Dieser Mensch ist von seinem persönlichen Verhalten introvertiert veranlagt. Das ist weder gut noch schlecht.
      Es wird erst dann schlecht, wenn eine entsprechende Erwartung an den Mensch gestellt wird.
      Im Falle der Mitarbeitermotivation wird der Mensch nie zu Höchstleistungen fähig sein, obwohl diese Erwartung an ihn gestellt wurde, ohne – im Vorfeld sein Verhaltensprofil zu hinterfragen bzw. zu untersuchen, ob er dazu eigentlich in der Lage ist.

      Jetzt ist der Vorgesetzte beim nächsten Vorstellungsgespräch vorsichtiger und fragt nach entsprechenden „Schwächen“ des Bewerbers.
      Die Antwort bzw. der Nutzen bewegt sich Richtung NULL.

      Hier gehts zum Thema auf der Blogseite: https://karrieremarshal.de/wie-bitte-es-gibt-keine-schwaechen

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