Mitleid ist keine überzeugende Bewerbungsstrategie.

Folgender Artikel aus der MK Kreiszeitung lässt bei mir das Nackenhaar Tango tanzen.
Die Überschrift und der fortlaufende Bericht sollen beim Leser Mitleid erzeugen. (Für eine Zeitung akzeptabel, für eine Bewerbungsstrategie zweifelhaft)

  • Ist es vorteilhaft, sich leidend bei Unternehmen in Position zu bringen?

  • Kann ich mit Behinderungen im hart umkämpften Wettbewerb der Arbeitsplätze punkten?

  • Erhöht sich die Anzahl meiner Vorstellungsgespräche, wenn ich meine Behinderung hervor hebe?

In einer Gegenüberstellung einzelner Artikelabsätze und meiner Lösung zeige ich Dir auf, wie sich die Anzahl Deiner Vorstellungsgespräche dramatisch erhöhen kann.

A     bedeutet, Artikelauszug.

KM   bedeutet, der KarriereMarshal bezieht Stellung.

L     bedeutet, Lösung oder was kann man verändern.


Los geht’s!

A – Der gehbehinderte Bürokaufmann Lennart Buhl bekommt nur Absagen Er hat 70 Bewerbungen geschrieben und es ist noch zu keinem Vorstellungsgespräch eingeladen worden.

KM – Einer meiner Klienten war Doktor der Medizin. Er hatte 112 Bewerbungen geschrieben und war von einem Vorstellungstermin weit entfernt.

L – es ist müßig, sich darüber aufzuregen, dass nach 70 Bewerbungen noch kein positives Feedback erkennbar ist und – es ist nicht ausschließlich in der Situation begründet, dass der Bewerber behindert ist. Auch promovierte Bewerber sind weniger erfolgreich.
Spätestens nach 20 erfolglosen Bewerbungen solltest Du Dir Gedanken über Deine Strategie und Taktik, bzw. über Dein Marketing machen.


A – Der junge Mann vermutet, dass seine Gehbehinderung der Grund für die fehlenden Vorstellungsgespräche ist.

KM – Das vermute ich auch. Und zwar zu 99%.

L – In dem kompletten Artikel wird um Mitleid geworben. Schluss damit. Lennart hat eine Menge nutzenorientierter Qualifikationen, die sich aus seiner Lebenssituation und seiner beruflichen Ausbildung ergeben. Die Personalabteilung kauft am liebsten von Siegern. Also Lennart, präsentiere Deine Talente, Fähigkeiten und Qualifikationen.

Wenn ein Bewerber eine Behinderung hat, soll er diese im Anschreiben explizit darstellen?

Nein!!!

Wenn ein Bewerber z.B. gehbehindert ist, dann wäre es die falsche Strategie, sich als Postbote zu bewerben.

Eine Behinderung, die sich nicht direkt auf die Arbeit auswirkt, würde ich in den Bewerbungsunterlagen nicht erwähnen.

Entsprechend würde ich mich auch nicht auf einen Job bewerben, bei dem meine Behinderung von Nachteil ist.

Leider ist auch die Agentur für Arbeit so borniert, Behinderungen als mustdo im Anschreiben und beim Vorstellungsgespräch zu erwähnen. Mit dem Hintergedanken, das diese Menschen finanziell unterstützt werden. Auf gut Deutsch: Die Unternehmer zahlen weniger Gehalt.

In meiner 20jährigen beruflichen Laufbahn ist mir nicht einmal die Situation begegnet, dass die Qualifikation zwar nicht so wirklich zum Aufgabenbereich passte, aber aufgrund des geringen Gehalts wurde die Person eingestellt. Aus Mitleid passiert nichts.


A – Trotz seiner vielen Bewerbungen wurde er bislang lediglich zu drei Vorstellungsgesprächen eingeladen. Ausschließlich von Arbeitgebern im öffentlichen Dienst. Die seien verpflichtet, schwerbehinderte Bewerber, deren fachliche Eignung nicht offensichtlich fehlt, zum Vorstellungsgespräch einzuladen.

KM – Nur weil im öffentlichen Dienst Behinderten durch die Gleichstellungsklausel eine Möglichkeit der Vorstellung gegeben wird, ist, wie man liest und wie ich weiß, ein Arbeitsplatz ohne nötige Qualifikation, nicht zu bekommen. Aus Mitleid wird kein Mensch eingestellt. Auch nicht bei deutschen Behörden.

L – Solange Lennart mit einem Brett vor dem Kopf herum läuft „ Ich bin behindert. Bitte gebt mir einen Job“ solange ist er von einem Job so weit entfernt wie eine Kuh vom Whiskey geben.

Bei allen Menschen die von Arbeitslosigkeit bedroht sind oder die ihren Job los sind, stellt sich das Paradigma von gesellschaftlich wertvoll sofort auf „Ich bin ein Loser“ um.

Dieses Denkmuster wird von der Umwelt kräftig gefördert und von den staatlichen Stellen (AA) weitest gehend unterstützt.
Egal ob behindert oder nicht. In dem Augenblick der Arbeitslosigkeit stellt sich ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Markt ein und jede/r fühlt sich auf seine Weise behindert.

Egal ob Führungskraft, Geschäftsführer, Arzt, Handwerker, Arbeiter oder ungelernter Arbeitnehmer.


 „Ich steuere auf das Ziel zu,
mit dem ich mich gedanklich beschäftige.“

Lennart, wie auch der Artikel, beschäftigen sich zu 85% mit dem Problem „Ich bin behindert“. Leider wird dadurch seine Behinderung weder reduziert, noch eliminiert und seinem Ziel auf einen Job rückt er auch nicht näher.

„Die wichtigste Innovation für JobFinderInnen
„Verändere Dein Denken.“

Lennart sollte sich auf seine Talente, Fähigkeiten und Qualifikationen besinnen. Er sollte sich mit den Fragen beschäftigen

  • WAS kann ich nutzenbringend für Unternehmen mit meinen Qualifikationen tun.

  • WARUM bin ich dazu in der Lage.

  • WIE kann ich das umsetzen.

Mir der Beantwortung dieser Fragen steigt sein Selbstbewusstsein und die Chancen auf ein Vorstellungsgespräch rücken näher.

Fassen wir zusammen:

  • Keiner (Unternehmer) will wissen was Du nicht kannst, alle (Unternehmer) wollen wissen was Du kannst.

  • Stelle in Deinen Bewerbungsunterlagen nie eine Behinderung in den Vordergrund.

  • Mache dem Unternehmen deutlich, welchen Nutzen Du dem Unternehmen bringst.

  • Präsentiere Dich als Lösungserbringer.

  • Bitte nicht um einen Job, sondern biete Deine individuellen Talente, Fähigkeiten und Qualifikationen an.

  • Präsentiere Dich nicht irgend wie, Du bist ja auch nicht irgend wer.


Welche Behinderung haben die meisten Menschen, die den Job wechseln wollen oder die ihren Job los sind?
Das Alter – und diese mentale Behinderung beginnt mit 30 Jahren und wird von dem persönlichen Umfeld und den gesellschaftspolitischen Umständen fleißig genährt.

Und noch ein Tipp. Versuche mit allen Mitteln (deinen Talenten, Deinen Fähigkeiten, Deinen Qualifikationen) ein Gespräch mit einem Entscheider zu bekommen. Warum?

Beispiel Lennart. Er wird in seinen Unterlagen in keiner Weise seine Behinderung zum Thema machen. Im nächsten Pressebericht heißt die Headline:

Der wissbegierige und veränderungsfreudige Bürokaufmann
unterstützt Ihr Unternehmen.

Es kommt zum Vorstellungsgespräch und Lennart weiß, wie er dem Unternehmen helfen kann.

Jedes verbale und nonverbale Kommunikationssignal sendet eindeutig nutzbringende Signale aus.

Im Vorstellungsgespräch und nur im direkten face to face Kontakt kann Lennart mit seiner kompletten und komplexen Persönlichkeit überzeugen. Du auch.

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