Gestern sah ich mir ein paar Folgen von der Netflix Serie < Dallas Cowboys Cheerleaders: Ein amerikanischer Traum > an.
Was mich an der Serie begeisterte, war der sehr beziehungsorientierte Umgang mit der Suche, Betreuung, Führung und auch gelegentlich dem Ausschluss der weiblichen Talente.
Alles stand unter der Vision bzw. unter dem Leitbild der Gemeinschaftsarbeit, Persönlichkeitsentwicklung und Vorbildfunktion.
Ein Aspekt fiel mir besonders auf, das positive Feedback oder LOBEN. Was immer auch ein Cheerleader geleistet oder verbockt hatte, zuallererst stand immer das Lob und dann der Verbesserungsvorschlag oder aber der Ausschluss aus der „Familie Dallas Cowboys Cheerleaders“.
In meiner 18jährigen Tätigkeit als Coach für internes- und externes Beziehungsmanagement, neudeutsch Employee Relationship Management (ERM), habe ich ca. 45 KMUs aus Dienstleistung, Produktion, Gastronomie und Wissenschaft operativ gecoacht und mit den Mitarbeitern und deren Führungskräften jeweilige Leitbilder für die Unternehmen entwickelt und daraus praktische Handlungen abgeleitet und trainiert.
Das Ergebnis?
Mir sind nur noch 3 Unternehmen aus Gastronomie, Dienstleistung und Produktion in Erinnerung, die nach meiner jeweils knapp einjährigen Coachingphase, das Leitbild langfristig mit unternehmerischem Leben erhalten haben. Bei den meisten Unternehmen, die ich regelmäßig besuchte, war das Leitbild dekorativ gerahmt an der Wand oder verschüchtert als Ordner im Regal platziert.
Ein wesentlicher Aspekt vieler KMUs ist auch noch heute das Fehler einer Vision und vor allen Dingen, das Loben als unternehmerischer Motor der Motivation und der Leistung.
Diese Gedanken inspirierten mich mal wieder, über die Kunst des Lobens nachzudenken und darüber einen Artikel zu schreiben.
Die Kunst des Lobens
In vielen Unternehmen gilt folgendes ungeschriebenes Gesetz: Wenn der Chef nichts sagt, ist er zufrieden mit der Arbeit seiner Mitarbeiter. Sagt er doch was, dann sind es meistens kritische Worte. Wenn Schweigen auf Dauer als positive Bestärkung ausreichen muss, geht jedoch früher oder später die Motivation flöten. Nicht nur im Berufs-, sondern auch im Privatleben ist ehrlich gemeintes Lob enorm wichtig, denn es kann wie eine Droge wirken – im positivsten Sinne. Diverse Studien haben ergeben, dass ein Lob die stärksten psychoaktiven Stimulatoren auslöst, die der Mensch spüren kann. Endorphine werden ausgeschüttet, und du fühlst dich rundum glücklich. Also, los geht’s mit dem verbalen Schulterklopfen – aber richtig.
Ehrlich loben
Oberstes Gebot ist Authentizität. Ein halbherzig ausgesprochenes Lob verfehlt seine Wirkung und gibt dem Betroffenen das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Im Klartext heißt das: Ein Kompliment muss von Herzen kommen – oder lieber gar nicht. Und es sollte so klar wie möglich definiert sein. Bevor du also mit der Lobrede beginnst, solltest du dir genau überlegen, wofür du dein Gegenüber preisen möchtest.
Selbstlos loben
Ähnlich wie ein „Ich liebe dich“ sollte auch ein Lob ohne Hintergedanken ausgesprochen werden. Es sollte ein Geben ohne Nehmen sein. Wenn du es wirklich ernst meinst, erwarte von dem anderen keine Gegenleistung und auch kein Gegenlob. Ist das Kompliment nur Mittel zum Zweck, wird dein Gegenüber das sowieso merken – und sich ärgern anstatt sich zu freuen.
Individuelles Loben
Wenn du dein Gegenüber andauernd lobst, wird es deine Komplimente irgendwann nicht mehr ernst nehmen können. Ähnliches gilt für den Inhalt des Lobes: Je anschaulicher und detaillierter, desto glaubwürdiger und effektiver. Die Worte „Das hast du toll gemacht“ sind nett gemeint, aber weniger überzeugend als „Das Gespräch mit dem Kunden heute hast du großartig gemeistert. Tolle Vorbereitung.“
Auf Augenhöhe loben
Die größte Schwierigkeit: Es darf nicht herablassend sein. Unter Freunden, Familienmitgliedern und Liebespartnern fällt das relativ leicht – nicht aber im Job. Vor allem dann nicht, wenn der Chef den Angestellten lobt. Dann ist dein Sinn für Sachlichkeit gefragt – am besten sind detaillierte Beispiele, die für die Fähigkeiten des Mitarbeiters sprechen. Auch Kinder darfst du ruhig auf Augenhöhe loben – denn je eher du sie ernst nimmst, desto eher lernen sie auch, verantwortungsbewusst zu handeln.
Andere hinter ihrem Rücken loben
Über andere hinter ihrem Rücken zu lästern, ist mies und unfair – anders verhält es sich beim Verteilen von Komplimenten. Denn wir tendieren allgemein dazu, anderen unsere ehrliche Meinung nicht direkt mitzuteilen – mit anderen sprechen wir jedoch umso lieber über positive und negative Eigenschaften unserer Mitmenschen. Wenn du jemanden also effektiv loben möchtest, solltest du die Komplimente an einen gemeinsamen Freund weitergeben und ihn bitten, dies gegenüber dem eigentlichen Adressaten zu erwähnen. Das geht runter wie Öl, versprochen.
Kein Fishing for Compliments
Ein Lob sollte immer freiwillig über deine Lippen kommen. Bittet dein Gegenüber um deine ehrliche Meinung, kann es sein, dass es geradezu nach einem Kompliment giert. Nicht gerade die feine Art, sich Bestätigung zu holen und macht den ganzen Sinn des Lobens zunichte. Ob unter Freunden, Liebespartnern oder Kollegen: Eine ehrliche Bitte um den Rat des anderen ist weitaus effektiver.
Ohne Einschränkung loben
Wenn du wirklich loben willst, mach dein Lob nicht klein durch angehängte Kritik. Sonst fällt das Kompliment in sich zusammen. Übrig bleibt allenfalls ein differenziertes Urteil. Verzichte unbedingt auf das Lob entwertende Worte wie „aber“ oder „eigentlich
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