Vielfalt beginnt nicht im Kleiderregal, sondern im Kopf.
Es war einmal ein junger Mann namens Elias, der sich auf den Weg machte, eine neue Hose zu kaufen. Sein Kleiderschrank war zwar voll, aber keine seiner Hosen passte so richtig zu dem, was er mittlerweile über sich selbst wusste – und wer er sein wollte.
Er betrat ein großes Modekaufhaus, das mit leuchtenden Farben und Schildern wie „Große Auswahl für alle!“ warb. Elias freute sich. Endlich mal ein Ort, der offenbar Vielfalt feierte – in den Werbeplakaten lachten Menschen aller Hautfarben, Geschlechter und Körperformen.
Doch je tiefer Elias in die Hosenabteilung eintauchte, desto enttäuschter wurde er. Die „große Auswahl“ entpuppte sich als Illusion: Slim Fit, Regular Fit, vielleicht mal eine Cargo – aber alle in denselben drei Farben, in denselben klassischen Größen. Für Elias, der weder in die Standardgrößen passte noch Lust auf den ewig gleichen Look hatte, war das Angebot ernüchternd. Es gab viel – aber eben nicht für alle.
Frustriert setzte er sich auf eine Bank neben der Umkleidekabine. Neben ihm ließ sich eine ältere Dame mit einem Rollator nieder. „Auch nichts gefunden?“, fragte sie. Elias schüttelte den Kopf. Sie lachte leise: „Willkommen im Club.“
Sie kamen ins Gespräch. Die Dame, Rosa, erzählte ihm, wie schwer es sei, in der Modewelt älter zu werden. „Es ist, als ob man uns vergisst“, sagte sie. Elias nickte. „Oder nie wirklich gesehen hat“, ergänzte er.
Ein paar Tage später erzählte Elias von seiner Erfahrung in einem Meeting bei seiner Arbeit – er war Teil des Kreativteams eines Modeunternehmens. Eigentlich waren sie stolz auf ihre „diverse Unternehmenskultur“, doch die Realität spiegelte das offenbar nicht wider.
Diese eine Erzählung wurde zum Auslöser. Das Unternehmen begann, sein Sortiment zu hinterfragen. Nicht nur auf dem Papier „Diversität“ zu leben, sondern echte Inklusion zu schaffen – bei den Produkten, den Models, den Mitarbeitenden. Sie luden Menschen wie Rosa ein, sich zu beteiligen. Testreihen wurden erweitert, die Schnitte vielseitiger. Sogar eine eigene Hosenlinie entstand: „Passend für dich“.
Ein Jahr später stand Elias erneut im Laden. Er probierte eine Hose an, die wie für ihn gemacht war – nicht nur im Schnitt, sondern auch in der Botschaft. Rosa hatte auch ihre Lieblingshose gefunden. Sie schickte ihm ein Selfie mit einem breiten Grinsen.
Manchmal beginnt Veränderung mit einer Hose. Oder mit der Erkenntnis, dass Auswahl nicht gleich Vielfalt ist – und Diversität nicht nur ein Wort auf der Unternehmenswebsite, sondern eine Aufgabe für alle.
So funktioniert Diversität
Praktische Beispiele aus 3 unterschiedlichen Branchen

1.Beispiel, Technologieunternehmen
Ein Technologieunternehmen beschäftigt ein Softwareentwicklungsteam, das sich aus Personen unterschiedlichen Alters (von Anfang 20 bis Mitte 50), Geschlechts (Männer, Frauen, nicht-binäre Personen), ethnischer Herkunft (deutsche, türkische, indische, syrische Wurzeln), sexueller Orientierungen und mit verschiedenen образовательным Hintergründen zusammensetzt.
Die Vorteile dieser Diversität zeigen sich konkret in folgenden Situationen:
- Bei der Entwicklung neuer Software: Die unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Perspektiven führen zu kreativeren Lösungsansätzen und einer besseren Berücksichtigung der Bedürfnisse einer breiteren Nutzerbasis. So kann beispielsweise ein älterer Entwickler Aspekte der Benutzerfreundlichkeit für ältere Zielgruppen einbringen, während jüngere Teammitglieder mit aktuellen technologischen Trends vertraut sind.
- Bei der Lösung komplexer Probleme: Wenn ein schwieriger Fehler in der Software auftritt, kann das Team aufgrund seiner vielfältigen Denkweisen und Problemlösungsstrategien schneller und effektiver eine Lösung finden. Jemand mit einem anderen kulturellen Hintergrund hat vielleicht eine unkonventionelle Herangehensweise, die zur Lösung führt.
- Im Umgang mit internationalen Kunden: Da das Unternehmen auch international tätig ist, helfen die unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Kompetenzen der Mitarbeiter im Team, besser mit Kunden aus verschiedenen Ländern zu kommunizieren und deren Bedürfnisse zu verstehen.
- Im Teambuilding und der Unternehmenskultur: Die Vielfalt im Team führt zu einem offeneren und toleranteren Arbeitsklima. Mitarbeiter lernen voneinander, erweitern ihren Horizont und fühlen sich eher wertgeschätzt, was zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung beiträgt.
In diesem Beispiel ist Diversität nicht nur eine statistische Größe, sondern ein aktiver Faktor, der zu besseren Ergebnissen, einer positiveren Unternehmenskultur und einem stärkeren Wettbewerbsvorteil führt. Das Unternehmen hat möglicherweise auch spezifische Initiativen implementiert, um diese Vielfalt zu fördern und ein inklusives Umfeld zu schaffen, wie z.B. Diversity-Trainings, Mitarbeiter-Netzwerke oder flexible Arbeitsmodelle.

2. Beispiel, Gastronomie.
Ein beliebtes Restaurant in der Innenstadt beschäftigt ein Team im Service und in der Küche, das sich durch folgende Vielfalt auszeichnet:
- Alter: Das Team umfasst junge Auszubildende, erfahrene Servicekräfte mittleren Alters und ältere Mitarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung in der Gastronomie.
- Geschlecht: Es arbeiten Männer, Frauen und nicht-binäre Personen in verschiedenen Positionen, von der Bedienung über die Bar bis zur Küchenleitung.
- Ethnische Herkunft: Das Team vereint Menschen mit deutschen Wurzeln, aber auch mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Ländern Europas, Asiens und Afrikas.
- Bildung und Erfahrung: Es gibt Mitarbeiter mit formaler Ausbildung im Gastgewerbe, aber auch Quereinsteiger mit unterschiedlichen beruflichen Vorerfahrungen.
- Fähigkeiten und Talente: Einige Mitarbeiter haben besondere Stärken im direkten Gästekontakt, andere sind Organisationstalente im Hintergrund oder bringen spezielle kulinarische Kenntnisse aus ihrer Heimat mit.
Die Vorteile dieser Diversität zeigen sich konkret in folgenden Situationen:
- Im Gästeservice: Die unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter ermöglichen eine bessere Kommunikation mit einem internationalen Publikum. Unterschiedliche kulturelle Hintergründe helfen, die Bedürfnisse und Erwartungen verschiedener Gästegruppen besser zu verstehen und darauf einzugehen. Ein älterer, erfahrener Kellner strahlt Ruhe und Kompetenz aus, während ein junger Mitarbeiter vielleicht besonders gut mit Social Media affinen Gästen interagiert.
- In der Küche: Die verschiedenen kulinarischen Erfahrungen und Kenntnisse der Köche führen zu einer vielfältigeren und innovativeren Speisekarte. Mitarbeiter mit Migrationshintergrund können authentische Gerichte aus ihrer Heimat einbringen und so das Angebot bereichern.
- Im Umgang mit Herausforderungen: Bei stressigen Situationen oder unvorhergesehenen Problemen im Restaurantalltag ergänzen sich die unterschiedlichen Herangehensweisen und Problemlösungsstrategien der Teammitglieder.
- Im Teambuilding und der Unternehmenskultur: Die Vielfalt im Team fördert ein offenes und respektvolles Miteinander. Mitarbeiter lernen voneinander, tauschen sich über ihre Kulturen aus und entwickeln ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl. Dies kann zu einer positiveren Arbeitsatmosphäre und einer höheren Mitarbeitermotivation führen.
In diesem Beispiel trägt die gelebte Diversität im Restaurant direkt zu einem besseren Service, einem vielfältigeren Angebot und einer positiveren Arbeitsumgebung bei, was letztendlich die Attraktivität des Restaurants für Gäste und Mitarbeiter steigert.

3. Beispiel: Logistikbranche.
Ein mittelständisches Logistikunternehmen, das sich auf internationale Transporte spezialisiert hat, beschäftigt ein Team in verschiedenen Bereichen wie Lagerhaltung, Disposition, Zollabwicklung und Fahrpersonal, das sich durch folgende Vielfalt auszeichnet:
- Alter: Das Team umfasst junge Berufseinsteiger, Fachkräfte mittleren Alters mit spezifischem Know-how und ältere, erfahrene Disponenten und Lagerleiter.
- Geschlecht: Es arbeiten Männer und Frauen in traditionell eher männerdominierten Bereichen wie dem Fahren von LKWs, aber auch in der Planung und Verwaltung.
- Ethnische Herkunft: Das Team besteht aus Mitarbeitern mit deutschen Wurzeln sowie Kollegen aus verschiedenen europäischen Ländern, dem Nahen Osten und Afrika, die aufgrund der internationalen Ausrichtung des Unternehmens eingestellt wurden.
- Bildung und Erfahrung: Es gibt Mitarbeiter mit formaler Ausbildung im Logistikbereich, aber auch Quereinsteiger mit praktischer Erfahrung in verwandten Feldern. Einige haben einen akademischen Hintergrund im Supply Chain Management, andere sind „Urgesteine“ mit jahrelanger Erfahrung im operativen Geschäft.
- Fähigkeiten und Talente: Einige Mitarbeiter sind besonders gut in der Organisation und Planung komplexer Routen, andere haben ausgeprägte interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten, die im Umgang mit internationalen Partnern wichtig sind.
Die Vorteile dieser Diversität zeigen sich konkret in folgenden Situationen:
- Bei der Planung internationaler Transporte: Die unterschiedlichen Sprachkenntnisse und kulturellen Hintergründe der Mitarbeiter erleichtern die Kommunikation und Verhandlung mit Partnern und Behörden in verschiedenen Ländern. Ein Mitarbeiter, der die Sprache und Gepflogenheiten eines bestimmten Ziellandes kennt, kann hier wertvolle Unterstützung leisten.
- Bei der Lösung logistischer Herausforderungen: Wenn es zu unvorhergesehenen Problemen im Transportablauf kommt (z.B. Grenzverzögerungen, Staus), kann das Team aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen und Perspektiven kreativere und effektivere Lösungen finden. Jemand mit Erfahrung im LKW-Fahren hat möglicherweise eine andere Sichtweise als ein Disponent.
- In der Lagerhaltung: Die unterschiedlichen körperlichen Fähigkeiten und Herangehensweisen der Mitarbeiter können zu effizienteren Arbeitsabläufen und einer besseren Organisation im Lager führen.
- Im Teambuilding und der Unternehmenskultur: Die Vielfalt im Team fördert ein offenes und respektvolles Miteinander und trägt zu einem besseren Verständnis für unterschiedliche Arbeitsweisen und Perspektiven bei. Dies kann die Zusammenarbeit und den Informationsfluss verbessern.
In diesem Beispiel ermöglicht die Diversität dem Logistikunternehmen, seine internationalen Geschäfte effektiver abzuwickeln, flexibler auf Herausforderungen zu reagieren und eine stärkere, integrativere Arbeitsumgebung zu schaffen. Die unterschiedlichen Kompetenzen und Hintergründe der Mitarbeiter sind ein direkter Wettbewerbsvorteil in einem globalisierten Markt.