Delegieren durch Dummstellen – strategische Inkompetenz

Strategische Inkompetenz – beschreibt das bewusste oder auch völlig unreflektierte Verhalten, sich bei bestimmten Aufgaben „absichtlich unfähig“ zu zeigen – in der Hoffnung, diese an andere delegieren zu können. Klassiker wie „Ich kann das wirklich nicht so gut wie du“ oder „Du hast da einfach mehr Talent“ sind die Leuchtsignale dieses Phänomens.

Besonders häufig anzutreffen ist das im Joballtag oder in Beziehungen. Und ja, es kann durchaus manipulativ sein, wenn jemand sich systematisch „dümmer stellt“, um sich vor allem zu drücken, was lästig ist – sei es die leidige Excel-Tabelle im Büro oder das Wäschechaos zu Hause. Im Englischen nennt man das ziemlich treffend weaponized incompetence – also zur Waffe gewordene Unfähigkeit.

Spannend wird’s, wenn das Ganze gar nicht aus Boshaftigkeit passiert. Manchmal ist strategische Inkompetenz ein über Jahre antrainiertes Muster, das längst unbewusst abläuft. Die Wirkung bleibt aber die gleiche: Frust, Unausgewogenheit – und eine Person, die ständig die unangenehmen Aufgaben übernimmt.

Schon mal erlebt – oder vielleicht sogar selbst angewendet? 😏

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Strategische Inkompetenz im Alltag

Strategische Inkompetenz zu erkennen, erfordert ein feines Gespür für wiederkehrende Muster. Hier sind ein paar typische Anzeichen:

  • Wiederholte Ausreden – wie „Ich kann das einfach nicht“ oder „Du machst das besser“ – besonders bei Aufgaben, die als lästig gelten.
  • Unverhältnismäßige Fehler – bei einfachen Tätigkeiten, die eigentlich im Kompetenzbereich der Person liegen sollten.
  • Vermeidungshaltung – wenn es um das Erlernen neuer Fähigkeiten geht – etwa beim Bedienen der Spülmaschine oder dem Planen eines Familienurlaubs.

Um dem entgegenzuwirken, helfen diese Strategien:

1. Klare Kommunikation: Sprich offen an, wenn du das Gefühl hast, jemand drückt sich regelmäßig vor Aufgaben. Oft ist sich die Person ihres Verhaltens gar nicht bewusst.

2. Verantwortung teilen: Aufgaben rotieren lassen oder gemeinsam festlegen, wer was übernimmt – so wird Fairness gefördert.

3. Kompetenz fördern: Statt Aufgaben einfach zu übernehmen, lieber gemeinsam durchgehen. So wird die Ausrede „Ich kann das nicht“ entkräftet.

4. Grenzen setzen: Wenn du merkst, dass jemand dich regelmäßig ausnutzt, darfst du auch mal „Nein“ sagen – freundlich, aber bestimmt.

Ein schöner Merksatz dazu: Fünf Minuten dumm stellen erspart oft eine Stunde Arbeit – aber nur für den einen. Für den anderen bedeutet es eine Stunde mehr Belastung.

Hast du so ein Verhalten schon mal bei jemandem beobachtet – oder vielleicht sogar bei dir selbst ertappt? 😄

Erprobte Strategien für Deinen Arbeitsalltag

Im Job ist der Umgang mit strategischer Inkompetenz besonders heikel – schließlich willst du professionell bleiben, ohne dich ausnutzen zu lassen. Hier sind ein paar erprobte Strategien, die du direkt im Arbeitsalltag anwenden kannst:

1. Beobachte Muster: Wenn Kolleg:innen regelmäßig bei bestimmten Aufgaben „versagen“ oder sich zurückziehen, obwohl sie grundsätzlich kompetent wirken, lohnt sich ein genauer Blick. Wiederkehrende Sätze wie „Ich bin nicht so gut mit Excel“ oder „Du kannst das besser“ sind Warnsignale.

2. Dokumentiere Aufgabenverteilungen: Ein gemeinsamer Aufgabenplan oder ein digitales Tool zur Projektverfolgung macht sichtbar, wer was übernimmt – und wer sich regelmäßig entzieht. Das schafft Transparenz und beugt Ausreden vor.

3. Sprich es sachlich an: Statt Vorwürfen lieber lösungsorientiert formulieren: „Mir ist aufgefallen, dass du bei Aufgabe X oft Unterstützung brauchst. Wollen wir gemeinsam schauen, wie du dich da sicherer fühlst?“ Das nimmt Druck raus und öffnet die Tür für Entwicklung.

4. Förder Lernbereitschaft: Biete an, Aufgaben gemeinsam durchzugehen oder kleine Schulungen zu organisieren. Wer sich dann weiterhin verweigert, zeigt deutlich, dass es nicht an echtem Unvermögen liegt.

5. Führungskräfte einbeziehen: Wenn du selbst nicht in der Position bist, Veränderungen durchzusetzen, kann ein vertrauliches Gespräch mit der Teamleitung helfen. Wichtig ist, konkrete Beispiele zu nennen und nicht nur das Gefühl zu schildern.

Klare Formulierungen bei strategischer Inkompetenz

Hier sind einige diplomatische, aber klare Formulierungen, die du im Arbeitsalltag nutzen kannst, wenn du strategische Inkompetenz bei Kolleg:innen vermutest:

🗣 Vorschläge für direkte, aber wertschätzende Kommunikation

  • „Ich habe den Eindruck, dass du dich bei dieser Aufgabe oft zurückhältst. Wollen wir gemeinsam schauen, wie du dich sicherer fühlst?“ 

  → Zeige Verständnis, fordere aber Beteiligung ein.

  • „Ich weiß, dass das nicht deine Lieblingsaufgabe ist – aber wir müssen sie fair verteilen. Ich zähle auf dich.“ 

  Verbinde Anerkennung mit klarer Erwartung.

  • „Wenn du magst, kann ich dir zeigen, wie ich das mache – dann kannst du es beim nächsten Mal übernehmen.“ 

  → Biete Hilfe an, ohne die Verantwortung dauerhaft zu übernehmen.

  • „Mir ist aufgefallen, dass du bei ähnlichen Aufgaben schon gute Ergebnisse erzielt hast. Ich denke, du kannst das auch diesmal gut lösen.“ 

  → Entkräfte die Ausrede „Ich kann das nicht“ mit einem positiven Rückblick.

  • „Ich finde es wichtig, dass wir alle Aufgaben im Team gleichmäßig tragen – auch die weniger beliebten.“ 

  → Appelliere an Fairness und Teamgeist.

Checkliste zur Vorbereitung auf ein Gespräch

Vor dem Gespräch

  • Ziel klären: Was willst du erreichen? (z. B. faire Aufgabenverteilung, Lernbereitschaft fördern)
  • Beobachtungen sammeln: Konkrete Beispiele notieren (Wann? Was genau? Wie oft?)
  • Eigene Rolle reflektieren: Hast du bisher Aufgaben übernommen, ohne es zu hinterfragen?
  • Gesprächsrahmen wählen: Ruhiger Ort, ungestörte Zeit, möglichst unter vier Augen

🧠 Inhaltlich vorbereiten

  • Formulierungen überlegen: Sachlich, wertschätzend, lösungsorientiert
  • Mögliche Reaktionen antizipieren: Abwehr, Ausreden, Einsicht – wie willst du reagieren?
  • Lösungsangebote parat haben: Unterstützung anbieten, Lernmöglichkeiten aufzeigen

🗣 Während des Gesprächs

  • Ich-Botschaften verwenden: „Mir ist aufgefallen …“, statt „Du machst nie …“
  • Konkrete Beispiele nennen: Keine Verallgemeinerungen
  • Zuhören und nachfragen: Raum für die Sichtweise der anderen Person lassen
  • Verbindlichkeit schaffen**: Vereinbarungen treffen, ggf. schriftlich festhalten

🔁 Nach dem Gespräch

  • Reflektieren: Was lief gut? Was könntest du beim nächsten Mal anders machen?
  • Beobachten: Verändert sich das Verhalten?
  • Nachfassen: Bei Bedarf ein Folgegespräch führen

Warum ist ein Rückschritt manchmal der wahre Fortschritt?

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